Anlegen mit ETF

Anlegen mit ETF

Verbraucherschützer, Blogger und die Finanzindustrie sind sich einig. ETFs gelten als Wunderwaffe der Geldanlage. Im Kern geht es immer darum, dass man langfristig ziemlich sicher eine attraktive Rendite erzielt. Doch ist es in der Praxis so einfach? Will man seine Renditen erhöhen und Risiken möglichst mindern, sollte man die wichtigsten Eigenschaften von ETFs richtig verstehen. Wir zeigen nachfolgend die Chancen und Risiken bei einer Geldanlage mit ETFs auf.

 

In den täglichen Nachrichten wird häufig über die Entwicklung verschiedener Indizes berichtet. Z.B. vom Dax oder dem Dow Jones Index. Die Indizes wurden historisch als einfaches Messinstrument für die Entwicklung von Aktienmärkten entwickelt. Sie bilden die Grundlage für die ETFs. Ein Index setzt sich aus verschiedenen Wertpapieren zusammen. Die Zusammensetzung erfolgt dabei durch eine vergleichsweise einfache Selektion.

 

Bei Aktienindizes basiert die Zusammensetzung des Index und somit auch die des ETF häufig auf der Marktkapitalisierung (aktueller Börsenwert von Unternehmen). D.h. ob die Unternehmen gute Bilanzen haben, wettbewerbsfähig aufgestellt sind und sich voraussichtlich gut entwickeln, spielt grundsätzlich keine Rolle. Es zählt nur der Börsenwert der Unternehmen.

 

Steigen oder sinken die Kurse einzelner Aktien, verändern sich die Börsenwerte. Folglich werden neue Unternehmen in den Index aufgenommen oder werden wieder aus dem Index gestrichen. Unternehmen die langfristig keinen wirtschaftlichen Erfolg haben, werden so automatisch durch den fallenden Börsenwert wieder ausselektiert.  

 

ETFs sind nicht gleich Aktien

ETFs werden mittlerweile häufig als Synonym für Aktieninvestments dargestellt. Da es jedoch nicht nur Aktienindizes gibt, sondern auch Indizes auf verschiedene Anlageklassen. Z.B. festverzinsliche Papiere, Währungen und Rohstoffe, ist die Gleichsetzung mit Aktien grundlegend falsch. Dadurch lassen sich ETFs auch nicht pauschal beurteilen. Denn jede Anlageklasse hat eigene Chancen und Herausforderungen.

 

Einzeltitel, aktive Fonds oder ETFs?

Um es vorwegzunehmen. Es gibt nicht das beste Investmentvehikel. Man kann sowohl mit Einzeltiteln, aktiven Fonds als auch mit ETFs langfristig solide Renditen erzielen. Die Ursache ist auch leicht erklärt. Es handelt sich bei ETFs nicht um eine einzelne Anlageklasse, sondern nur um entsprechende Anlagewerkzeuge. Da die Auswahl von Einzelwerten sehr viel aufwendiger ist und gute aktive Fonds für Laien kaum zu selektieren sind, ist es mit ETFs grundsätzlich einfacher.

 

Aus unserer Erfahrung kommt es jedoch vor allem darauf an, womit sich Anleger auch in Krisen noch „wohlfühlen“. Einige Aktienanleger wollen die einzelnen Unternehmen direkt im Portfolio haben. Egal ob Allianz, Siemens oder Microsoft – damit können bestimmte Anlegertypen einfach mehr anfangen als mit ETFs. Andere schwören hingegen auf die besten Fondsmanager. Und wiederum andere favorisieren ETFs. Wenn sich Anleger mit einer bestimmten Investitionsform wohlerfühlen, werden sie in Krisen vermutlich eher die Nerven bewahren.   

 

Transparenz – Fluch und Segen zu gleich

Als ETF-Anleger weiß ich, worin ich investiert habe. Nahezu alle ETF-Anbieter zeigen auf der Homepage transparent in welche Wertpapiere investiert wird. Keine Blackbox, sondern absolute Transparenz. Die Indexfonds sind zu dem an der Börse notiert. Jeder Anleger kann sekündlich seine Investments durch einen Verkauf beenden oder erneut schnell investieren.

 

Viele Anleger neigen bei Schwankungen von Wertpapierkursen zu starken Emotionen. Verluste fühlen sich mehr als doppelt so negativ an, wie Gewinne. Das wurde durch wissenschaftliche Studien bewiesen. D.h. bei einer längeren Abwärtsbewegung an den Börsen wollen vor allem unerfahrene Anleger irgendwann nur „Kasse“ machen und verkaufen in großer Panik ihre Investments. Umgekehrt gibt es Phasen in denen Anleger „Angst haben“ etwas zu verpassen. Dann wollen alle nur noch Kaufen.

 

Um diesen Irrsinn greifbar zu machen, vergleichen wir das Verhalten mit einer Investition in die eigene Immobilie. Nehmen wir an die eigene Immobilie halbiert sich im Wert. Dann käme doch keiner auf die Idee schnell umzuziehen und das Haus zu „Ramschpreisen“ zu verkaufen. Bei Wertpapieren wird aber genau das gemacht. Die Transparenz über die Investitionen und deren Kursentwicklung wird dann schnell zum Bumerang. Das emotionale Anlegerverhalten verführt zum schnellen Handeln. Paradoxerweise sollte die Transparenz bei der Geldanlage eigentlich zu mehr Vertrauen führen. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein.

 

ETFs sind nicht risikolos

Wie in den Nachrichten häufig berichtet, schwanken die Indizes regelmäßig sehr stark. D.h. die Preise für Aktien, Anleihen oder Rohstoffe bewegen sich stetig auf und ab. Als ETF-Anleger muss ich mir bewusst sein, dass die ETFs die Schwankungen an der Börse immer vollständig mitvollziehen. Geht der Dax um 30% nach unten wird mein DAX-ETF ungefähr das gleiche Ergebnis erzielen wie der Dax-Index. Das wird häufig bei der positiven Berichterstattung zu ETFs vergessen. Unerfahrene Anleger hören regelmäßig über ETFs, dass eine jährliche Rendite zwischen 8% und 10% p.a. mit Aktien erzielt werden. Dass der Weg im Normalfall nicht linear verläuft, ist den meisten zwar bewusst, aber wie häufig selbst unterjährige Schwankungen von über 15% auftreten, wird gerne vergessen.   

 

Renditen mit ETFs

Wie zu Beginn festgestellt, werden ETFs häufig mit Aktieninvestments gleichgesetzt. Auf die Anlageklasse der Aktien werden die besagten Durchschnittsrenditen der letzten 40 Jahre zutreffend mit 8%-10% p.a. benannt. Aber für andere Anlageklassen treffen diese Aussagen nicht zu. Folglich rentieren deren ETFs auch anders. Wichtig bei den Renditeangaben ist der Blickwinkel auf die Anlagedauer. Wenn man sich die letzten 20 Jahre anschaut, sind die Durchschnittswerte sehr viel tiefer als beim Blick auf die letzten 40 Jahre.

 

Für uns sind diese Durchschnittswerte eher Finanztheorie. Denn eines wird in der Praxis immer außer Acht gelassen. Fast kein Anleger agiert mit einem Anlagehorizont von 40 Jahren. Die meisten Kunden denken in maximal 5 Jahreshorizonten oder haben konkrete Anlageziele im Blick. (z.B. der Kapitalaufbau für den Ruhestand oder einen Immobilienkauf)

 

Aktienrenditen sind auf lange Sicht sehr attraktiv. Und auch wir lieben Aktien. Aber was bringt das einem Anleger für den Ruhestand, wenn just genau mit Beginn des Ruhestandes sich die Aktienmärkte halbiert haben? Genau zu diesem Zeitpunkt müssen die meisten Anleger Geld für den Ruhestand verbrauchen. Verzehren Ruheständler ihr ETF Portfolio jedoch genau in der Abwärtsphase der Börse, reicht das Kapital vielleicht nicht mehr aus, um die Rentenlücke zu schließen.

 

Das Beispiel zeigt, dass ein ETF-Portfolio allein nicht zwingend ein Anlageproblem löst. Die ETFs sind nur das Werkzeug für die Renditeerzielung. Es braucht trotzdem eine individuelle Anlagestrategie, die es Anlegern ermöglicht ihre Anlageziele zu erreichen. Und genau hier werden in der Praxis große Fehler gemacht. Eine banken- und produktunabhängige Finanzberatung, dient nicht dem Vertrieb eines Finanzproduktes, sondern der Erreichung eines Anlageziels von Kunden. Zumindest sehen wir das bei D&S Capital so.

 

Geringe Kosten bei ETFs?

ETFs gelten als besonders günstig. Und das sind sie auch. Aber nicht ohne Grund. Indexfonds kosten deswegen so wenig, weil keine Kosten für Analysen und Research entstehen. Die Indexprodukte können von jedem Finanzanbieter „kopiert“ werden. Es braucht lediglich die Rechte für die Nutzung der Indexkonzepte. Da es keine Anlagekompetenzen benötigt, gewinnt langfristig der Anbieter, der die günstigsten Konditionen anbietet.

 

Aus unserer Sicht darf man beim Thema Kosten jedoch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Aktive Fonds agieren anders als ETF und haben andere Vor- und Nachteile. In der Praxis würde man auch keinen Kleinwagen mit einem Oberklassefahrzeug vergleichen. Beide bringen einen ans Ziel und dennoch unterscheiden sie sich. Wenn aktive Fonds durch Risikoreduzierung oder Outperformance einen Mehrwert für Anleger generieren wollen, braucht den Researchaufwand.

 

Übrigens der Kostenvorteil von ETFs ist in der Praxis nicht immer so groß. Man liest häufig, dass aktive Fonds jährlich mit 2% p.a sehr teuer sind und ETFs nur 0,1% p.a. kosten. Als institutioneller Investor haben wir von D&S Capital Management einen deutlich besseren Zugang zu aktiven Fonds als Privatanleger. Ausgabeaufschläge bezahlt bei uns kein Kunde und die laufenden Gebühren betragen häufig weniger als 1% p.a.. Wenn man z.B. in Schwellenländeraktien investieren möchte, kosten gute ETFs auch schnell 0,4% p.a. und den aktive Fonds bekommt man dann teilweise für eine laufe Gebühr von 0,9% p.a.. Der jährliche Vorteil ist dann gar nicht mehr so groß wie angenommen.

 

Statt ETFs allein aus Kostengründen zu favorisieren, empfehlen wir eine unvoreingenommene Qualitätsanalyse von Fonds und ETFs durchzuführen. Im Ergebnis wird man aus Qualitätsgründen vermutlich viele ETFs aber auch den ein oder anderen aktive Fonds im Portfolio aufnehmen.  

 

Diversifikation durch intelligenten Index

Wie anfänglich beschrieben investieren ETFs in die Werte, die in einem Index enthalten sind. Das passiert jedoch nicht durch eine gleichmäßige Verteilung im ETF-Portfolio. Man stelle sich einen Index mit 100 Aktien vor. ETF-Investoren glauben häufig, dass dann jeden Titel die gleiche Gewichtung hat. Im Beispiel wäre das jeweils 1% des Kapitals.

 

In der Praxis sehen wir jedoch eher Indizes, bei denen die Titel ungleich gewichtet werden. So haben im Nasdaq100 die größten 10 Titel einen Anteil am Portfolio von mehr als 50% haben (Stand Juli 2022) Das gleiche Bild im DAX. Auch hier bestimmen 10 Titel ca. 60% der Wertentwicklung. Eine breite Diversifizierung wird dadurch nicht erreicht. Folglich entstehen unbewusst Abhängigkeiten im Portfolio.

 

Wenn Anleger dann dazu übergehen, in verschiedene ETFs zu investieren, sehen wir bei Depotanalysen häufig Titelüberschneidungen. Die großen Technologiekonzerne sind nämlich sowohl im MSCI World, im S&P 500 als auch im Nasdaq100 vertreten.

 

Das gleiche gilt auch für den Anleihesektor (Festverzinsliche Papiere). In den verschiedenen ETFs sind beispielsweise sehr häufig amerikanische Anleihen enthalten. Einfach deswegen, weil die USA den größten Markt für festverzinsliche Wertpapiere repräsentieren. Als Investor möchte man jedoch nicht nur Schuldner aus einer Region im Portfolio abbilden.

 

Um eine gute Diversifikation mit ETFs zu erreichen, braucht es somit einen sehr guten Auswahlprozess, um die geschilderten Probleme zu umschiffen. Viel hängt davon ab, wie „intelligent“ die Indexkonzepte hinter den ETFs wirklich sind.

 

Nachhaltige Geldanlage mit ETFs?

Der Trend zur nachhaltigen Geldanlage macht auch vor ETFs nicht halt. Die Anbieter versprechen ESG-konforme Investments zu ermöglichen. Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von zusätzlichen Investitionskriterien in den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Doch Vorsicht, häufig handelt es dabei nur um Best-in-Class-Ansätze. Man vermeidet z.B. bei Aktien-ETFs nur Investments in die schlechtesten Unternehmen einer Branche. Eine positive Wirkung erzielen Anleger mit ihren Investments dann noch nicht. Je nachdem wie wichtig Anlegern, neben der Renditeerzielung, auch die Lenkungswirkung Ihres Vermögens ist, kommen statt ETFs auch Einzelwerte oder aktive Fonds in Frage. Diese können mit einem viel strengerem Nachhaltigkeitsprofil selektiert werden.  

 

Auswahlkriterien bei ETFs

Viele schauen bei der Auswahl von ETFs immer erst auf die historische Wertentwicklung. So nach dem Motto – der ETF lief gut, da will ich auch investieren. Von diesem Blickwinkel können wir nur abraten. Denn ohne Beurteilung für die historischen Kursausschläge können schnell falsche Entscheidungen getroffen werden. Aus unserer Sicht sind folgende Auswahlkriterien viel wichtiger:

  • Beurteilung des ausgesuchten Marktes
  • Anzahl und Gewichtung der enthaltenen Titel
  • Physische oder synthetische Abbildung eines Index
  • Kosten

 

Für wen eignen sich ETFs bei der Geldanlage?

ETFs sind vor allem ein gutes Mittel, um kleinere Sparbeiträge regelmäßig und kostengünstig zu investieren. Mit Sparplänen kann man dann über die Zeit ein Vermögen aufbauen. Dementsprechend eignen sich ETFs vor allem für jüngere Sparer. Baut sich über die Zeit ein Vermögen auf und das große Ziel einer sorgenfreien Ruhestandsabsicherung liegt in greifbarer Nähe, dann sollten Anleger Umdenken.  Damit der sorgenfreie Ruhestand nicht durch die Launen des Kapitalmarktes gefährdet wird, empfiehlt sich eine aktivere Steuerung des Portfolios. ETFs bleiben zwar Portfoliobestandteil, werden aber je nach Marktphase auch mal aus dem Risiko genommen. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigen wir ihnen gerne auf.

 

Fazit

ETFs sind ein gutes Anlageinstrument. Sie haben viele Vorteile. Aber wie bei allen Anlageinstrumenten gibt es auch Nachteile bzw. Besonderheiten. Anleger, die nicht wissen was sie tun, könnten irgendwann klassische Anlagefehler begehen. ETFs allein sind kein Allheilmittel, sondern nur das Werkzeug für eine gute Investition. Auch wir setzen ETFs bei Kunden gezielt ein. Wir haben jedoch eine klare Strategie, analysieren Details zu einzelnen Indizes und vermeiden Anlagefehler. Das führt dazu das unsere Kunden ihre Anlageziele erreichen und langfristig stärker profitieren als bei einer alleinigen Umsetzung.

 

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